Zacharias Kresse - GAGO

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Persönlichkeiten des Altenburger Landes
Zacharias Kresse
1800-1876
Als der wohl bedeutendste Vertreter der Bauernschaft des Altenburger Landes im Jahre 2000 seinen 200. Geburtstag hätte feiern können, richtete ihm zu Ehren die Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg, deren Mitglied er zu Lebzeiten war, ein Symposium aus. Der Autor, welcher seinerzeit zum Thema: „Zacharias Kresse und die Altenburgische Landwirtschaft“ referierte, möchte diesen nunmehr vor allem als Heimatforscher vorstellen.

Zacharias Kresse wurde am 21. Januar 1800 als einziges Kind des Anspanngutsbesitzers Georg Kresse in Dobraschütz geboren. Nach dem Schulbesuch und dem ersten Mitarbeiten auf dem elterlichen Hof mußte er diesen bereits im Alter von 22 Jahren wegen des schlechten Gesundheitszustandes seines Vaters übernehmen. 1823 heiratete Kresse die 1804 geborenen Christina Köhler aus Kraasa, dem Ehepaar wurden acht Kinder geboren, von denen zwei bereits im frühen Kindesalter starben. Kresse war ein vorbildlich wirtschaftender wie auch fortschrittlicher Bauer und es ist erstaunlich, welche „Projekte“ er neben seiner Arbeit auf dem Hof, neben seinen Pflichten als Familienvater und vor allem neben seinen politischen Funktionen verfolgte und verwirklichte. Er war zunächst von 1832 bis 1848, dann erneut von 1850 bis 1857 bäuerlicher Abgeordneter des Altenburger Landtages sowie von 1851 bis 1866 auch Gemeindevorsteher in seinem Heimatdorfe Dobraschütz, unbeachtet bleiben seine kirchenamtlichen Tätigkeiten. Sein Engagement für die Bildung der Dorfjugend kommt 1842 mit der Gründung einer Schulbibliothek zum Ausdruck. 1849 hatte er sich dann für den Neubau der Schule im Dorf eingesetzt, diese auch projektiert. Später errichtete er eine Sonntagsschule für Bauernsöhne in seinem Hause, wo er selbst die angehenden Landwirte mit den Fortschritten in der Landwirtschaft vertraut machte. Zacharias Kresse war nicht nur Freimaurer und als solcher in der Altenburger Loge engagiert, sondern er war auch Mitglied in mehreren, seinerzeit überaus wichtigen Vereinen, wie dem Altenburger Landwirtschaftsverein, der bereits erwähnten Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft sowie der Naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes, zudem schrieb er die Witterungs- und Ernteberichte in über 30 Jahrgängen des Sachsen-Altenburgischen Hauskalenders.

Sein dichterisches Können – er schrieb 332 Gedichte in Hochdeutsch sowie 10 in Altenburger Mundart, unter ersteren die „Geschichte der Landwirtschaft im poetischen Gewande“ – offenbarte er bereits 1826 noch anonym mit einem Festgedicht zum Einzug des neuen Herzogs von Sachsen-Altenburg, Herzog Friedrich aus Hildburghausen. Als Initiator und Mitorganisator mehrerer Altenburger Bauernreiten hat sich von Zacharias Kresse ein „Programm zu einem ländlichen Festzug, sowie überhaupt zu einem landwirtschaftlichen Feste in der Residenzstadt Altenburg“ aus dem Jahre 1846 gedruckt erhalten.

Von den heimatgeschichtlichen Schriften Kresses sind neben der Zuarbeit zum 1843 erschienenen Buch „Einige Nachrichten über den Bezirk des Kreismates Altenburg im Herzogtum Sachsen-Altenburg“ vier wichtige Werke zu nennen. Da ist zunächst die 1845 gedruckt erschienene „Geschichte der Landwirtschaft des Altenburgischen Osterlandes“ – seinerzeit eine Preisschrift neben jener von William Löbe, heute ein absolutes Standardwerk, noch vor Jahren eine teure antiquarische Anschaffung, heute digitalisiert aus dem Internet zu   erhalten. Eine Ergänzung, was die Geschichte der Landwirtschaft betrifft, hinterließ uns Kresse handschriftlich mit dem Werk „Einige Nachrichten zur Erinnerung an die Vergangenheit und die Gegenwart, aus authentischen Quellen gesammelt und zusammengestellt von Z.K.“ um 1865. Dieses Buch enthält neben genealogischen Forschungen auch Historisches zum Dorf Naundorf sowie den Neubau des Schellenbergischen Gehöftes dort, dessen Bau unter der Leitung von Zacharias Kresse erfolgte. Ein über 600 Seiten starkes Buch, ebenfalls handschriftlich aus seiner Feder erzählt „Die Geschichte des Dorfes und der Flur Dobraschütz über den Zeitabschnitt 1525 bis 1860“ und ist der exzellente Prototyp einer Dorfchronik. Mit seiner Autobiographie, welche Kresse nur zwei Jahre vor seinem Tod fertigstellte, gibt er uns Nachgeborenen einen Einblick in das politische, soziale, gesellschaftliche und kulturelle Leben seiner Zeit: „Geschichte des Lebens und Schaffens sowie einige sonstige damit verbundene Ereignisse“, 1874, über 500 Seiten und 1981 in 500 Exemplaren gedruckt im Eigenverlag von der damals in der BRD ansässigen Bundeslandsmannschaft Thüringen, Kreisheimatbetreuer für Altenburg Stadt und Land, unter dem Titel „Lebenschronik des Altenburger Bauern Zacharias Kresse aus Dobraschütz 1800 – 1876“. Glücklich kann sich wähnen, wer ein Exemplar jenes Druckerzeugnisses durch Verwandte oder Bekannte über die Staatsgrenze der DDR geschmuggelt bekommen hat.

Als weiterführende Literatur über Zacharias Kresse, welcher am 1. Oktober 1876 verstarb, seien folgende Publikationen genannt: 1. Die 8teilige Artikelserie in der OVZ aus dem Jahre 1993 von Dr. Günter Hauthal „Zacharias Kresse – Chronik des außergewöhnlichen eines Bauern“, welches sich vor allem auf die oben erwähnte Lebenschronik stützt und diese auswertet. 2. Die „Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes“, 16. Band, 4. Heft, welches die Beiträge des Kresse-Symposiums aus dem Jahr 2000 enthält. 3. „Osterländer – Eigentümliche Geschichte/n aus einem verschwiegenen Landstrich“ von Christian Berg aus dem Jahre 1995, wozu der Autor des Beitrags seinerzeit bereits eine Rezension geschrieben hat.

Abbildung: Repro eines historischen Fotos von Zacharias Kresse.
Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (Oktober 2017)

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