Gustav Wolf
Schon vor der Wiedergründung der GAGO gehörte Gustav Wolf zu den wenigen jüngeren an der regionalen Geschichte Interessierten, die ebenfalls wie die älteren Historiker, z.B. Höckner, Frauendorf, Ruhland, Apel, Thierfelder und Hußner, welche sich im damaligen Europäischen Hof trafen, kam dann Gustav Mitte der 80er Jahre in die Kulturbund-„Nische“ zu den Treffen im Johannisgraben erstmalig dazu. Als nach der Wende die GAGO am 21. März 1990 wiedergegründet wurde, war Gustav nicht nur von Anfang an dabei, sondern er gehörte von Beginn an zum Vorstand.
Dem Vorbild unserer Altvorderen folgend, wurden wieder monatlich Vorträge über die regionale Geschichte gehalten, von Januar bis Juni und von September bis November. Gustav machte es sich zur Aufgabe, für diese Termine Vortragende zu gewinnen. Im Laufe der Jahre sind es rund 300 Vorträge, die auf diese Weise unser Wissen bereicherten. Das setzte voraus, das derjenige, der sich dieser Aufgabe widmete, sich schon selbst durch seine autodidaktische Arbeit viel Wissen angeeignet hatte, um ohne akademisch vorgebildet zu sein, sich mit den künftigen Rednern auf Augenhöhe zu unterhalten. In mehreren Fällen gelang es ihm, Redner zu gewinnen, welche über regionale Geschichte promoviert hatten. Schon im Voraus hatte er die Vorträge für das kommende Jahr terminlich festgemacht, er druckte sie aus und kopierte den Plan für das kommende Jahr, so dass sich die künftigen „Gäste“ darauf einstellen konnten.
Gustav brachte und bringt aber nicht nur Geschichtswissen unter die Leute, er ist auch selbst forschend tätig und veröffentlicht seine gewonnenen Kenntnisse in gedruckter Form. Eines der ersten seiner Bücher war wohl das gemeinsam mit dem früh verstorbenen Eckard Reinhold herausgebrachte „Es war einmal in Altenburg“ mit vielen historischen Stadtansichten. Auch an archäologischen Ausgrabungen war er beteiligt, anfangs im Gefolge des seinerzeitigen Stadtarchäologen Michael Mattern, Grabungstechniker im Areal vor der Altenburger Brüderkirche oder in den Roten Spitzen. Auf Grund seiner erworbenen Fertigkeiten konnte er bei Ausgrabungen im Raum Erfurt oder zum Beispiel in Orlamünde und Greiz eingesetzt werden.
Die GAGO hatte vor Jahren eine schwere Krise durchzumachen: In kurzer Zeit war fast der gesamte Vorstand nicht mehr arbeitsfähig. Eine lange Zeit nicht gleichwertig besetzbare Lücke riss der Tod unseres Archivars Dr. Joachim Emig. Hinzu kam die Schließung der Stadtarchäologie und die damit verbundene Entlassung des Stadtarchäologen Michael Mattern. Er kehrte in seine Heimat Niedersachsen zurück. Dazu kam, dass der ehemalige Vorsitzende Wolfgang Enke schwer erkrankte und nach dem Tod seiner Frau und dem Fortschreiten seiner Erkrankung seine Tätigkeit stark einschränken musste. Zudem banden Frau Schachtschneider private Pflichten zeitlich stark. Gustav war es zu verdanken, dass die Vorstandstätigkeit, wenn auch vorübergehend auf Sparflamme, weitergeführt wurde, bis es ihm gelang, schrittweise eine neue Leitung aufzubauen.
Erwähnenswert ist auch seine Mitarbeit bei der Organisation von Ausstellungen im Museum Burg Posterstein, z.B. zu den Rittergütern im Altenburger Land. Als ehemaliger Schmöllner hielt er es für seine Pflicht, zum 950. Jahrestag der urkundlichen Ersterwähnung seiner Heimatstadt ein Buch herauszubringen, welches diesem Ereignis gewidmet war. Bekannt ist auch seine Arbeit über die Altenburger Buchhändler. Als zum Tag des offenen Denkmals in Altenburg der Hellbrunn-Preis verliehen wurde, erschienen aus seiner Feder zwei Beiträge im Geschichts- und Hauskalender über das Leben und Schaffen des bedeutenden Altenburger Baumeisters. Gustav schrieb nicht nur über die Tätigkeit der Altenburger Kartenmacher, sondern widmete dem 200. Jahrestag des ersten Skatspiels einen Aufsatz über die Geschichte der Erfindung des Skatspiels. Auch zum Jahrestag des Prinzenraubes, zu welchem viele bereits Bekanntes wiederholten, veröffentlichte er einen Beitrag über die Stadt Altenburg zur Zeit des Kunz von Kauffungen. Besonders interessiert ist er an historisch wertvollen Gebäuden der Stadt, besonders angetan hat es ihn dabei die Teichstraße, so recherchiert er in den Archiven die Geschichte der bedeutenden Gebäude. Jedes Jahr erarbeitet er für den Geschichts- und Hauskalender eine Übersicht über neue heimatgeschichtliche Artikel oder Bücher aus und zu unserer Region. Und nicht zuletzt veröffentlicht er im benachbarten Borna in der Publikation des dortigen Heimatvereins, wohl wissend, dass die Bornaer Historiker sich verpflichtet fühlen, auch im Altenburger Land tätig zu werden.
Man könnte noch lange weitere Beispiele und Aktivitäten auflisten, aber das Genannte genügt, um Herrn Gustav Wolf in Anerkennung und Dankbarkeit die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen.
Vorstand der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg, Dezember 2019.
Wolfgang Enke
Der langjährige Pädagoge und Geschichtslehrer am Altenburger Friedrichsgymnasium war von 1997 bis 2007 Vorsitzender der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes. Er gehörte zu jenen Heimatfreunden und Geschichtsinteressierten, die im Jahre 1990 die Gesellschaft wieder mit Leben erweckten.
In den 1990er Jahren erforschte er den Widerstand der Altenburger Oberschüler in den Jahren 1949/50 gegen den Stalinismus. Zu seinen bekanntesten und wertvollsten Arbeiten gehört die Gesamtdarstellung der Ereignisse der Revolution im ehemaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg und in der Residenzstadt Altenburg in den Jahren 1848/1849. Im Jahre 2011 erhielt er hierfür den mitteldeutschen Historikerpreis, welcher von der Krostitzer Brauerei verliehen wird. Anlässlich des 175. Jahrestages unserer Gesellschaft erschien diese Arbeit als Sonderband 2.
Wolfgang Enke wurde am 25. September 2013 die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Dr. Dieter Salamon würdigte in seiner Laudatio Wolfgang Enke und unterstrich, dass er als Vorsitzender in vorbildlicher und hervorragender Weise die Geschicke der Gesellschaft leitete.