GESCHICHTE - GAGO

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GAGO – Ein kleiner Streifzug durch 175 Jahre!


Als sich am 29. September 1838 in Altenburg auf Anregung von Dr. Karl Back (1799-1869) eine Anzahl von Persönlichkeiten zusammenfanden, um die Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes aus der Taufe zu heben, ahnte man noch nicht, wie lebensfähig sich dieses Gebilde trotz späterer jahrzehntelanger DDR-Zwangspause entwickeln sollte. Die damaligen Gründungsmitglieder waren allesamt Beamte, Geistliche und Adelige des noch jungen, seit 1826 bestehenden ernestinischen Herzogtums Sachsen-Altenburg. Die Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes, kurz GAGO, war auf dem Territorium der ernestinisch sächsischen Herzogtümer in Thüringen einer der ältesten Geschichtsvereine, nachdem es seit 1825 im thüringischen Vogtlande den Vogtländischen Altertumsforschenden Verein zu Hohenleuben und in Südthüringen den Hennebergischen Altertumsforschenden Verein seit 1832 gab. In seiner räumlichen Ausdehnung des Arbeitsgebietes griff man bewusst auf das ungleich schwerer zu fassende Gebilde des historischen „Osterlandes“, das quasi ein Bindeglied zwischen Thüringen und der Markgrafschaft Meißen darstellt, zurück. Wie weitblickend die Gründungsväter in diesen Fall waren, zeigt uns ein Blick auf die heutigen thüringischen Kreisgrenzen. Die Verse von Max Schenkendorff (1783-1817) als Wahlspruch von 1838: „Lasset uns ein Bündnis stiften, Unsre Vorzeit zu erneu`n, aus den Grüften, aus den Schriften ihre Geister zu befrei`n!“ bildete damals den Anfang und gleichsam die Leitlinie der Gründergeneration. Auch heute steht die Gesellschaft für eine breit gefächerte Forschung in Arbeitsgebieten wie: Volkskunde, Baudenkmalpflege und Archäologie bis hin zu den Quellen und Schriften in den Archiven und Bibliotheken. Die Forschungsergebnisse wurden dann folgerichtig in den Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden  Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg veröffentlicht und dadurch einem erweiterten Publikum vorgestellt. 1841 erscheint der erste Band der Mitteilungen noch als Jahresbericht. Später dann in Heften, je 4 bilden einen Band, sind sie regelmäßig in Zwei-Jahres-Abständen, bis zum Vorabend des alles umwälzenden Zweiten Weltkrieges erschienen. Seit der Wiederinkraftsetzung der GAGO am 21. März 1990 bilden die Mitteilungshefte, beginnend seit 1993, nun wieder unsere Vereinspublikation. Die Zeitschrift im A5-Format deckt mit ihren Beiträgen das historische Gebiet des Osterlandes sowie der Stadt Altenburg ab. Der von der Archäologie bis zur Zeitgeschichte reichende Themenkreis berührt u. a. Arbeitsfelder wie Familiengeschichte, Häuserforschung, historische Hilfswissenschaften und Quellenkunde. Aus der Gründergeneration wären, neben dem Regierungsrat Dr. Karl Back (1799-1869) als Stifter, unbedingt zu nennen der Finanzbeamte Friedrich Wagner (1792-1859), Schöpfer der Wagnerschen Collectaneen, der Konsistorialrat Christian Friedrich Sachse (1785-1860), Wegbereiter der Sachsen-Altenburgischen Kirchengalerie, auch der als Sprachforscher weltbekannte Hans-Conon von der Gabelentz (1807-1874) und nicht zuletzt dessen damaliger Freund, der Pfarrer Julius Löbe (1805-1900), u. a. Autor des dreibändigen Standardwerkes: „Geschichte der Kirchen und Schulen des Herzogtums Sachsen-Altenburg“.

Zu volkskundlichen Forschungen und der Brauchtumspflege bzw. auf dem Gebiet der Denkmalpflege waren Mitglieder der GAGO schon frühzeitig aktiv. So ist unbedingt der Baurat Friedrich Sprenger (1807-1886) zu nennen, der sich 1872 für den Rückbau und die Rekonstruktion der so genannten Roten Spitzen, dem Wahrzeichen von Altenburg, maßgeblich eingesetzt hatte.  Das mittelalterliche Kleinod, gilt zu Recht als bedeutendes Denkmal nicht nur Altenburgs, sondern ganz Mitteldeutschlands und war einer der „Leitbauten“ der Backsteinarchitektur nördlich der Alpen. Der romanische Backsteinbau vor den Toren der Stadt war einstmals ein Augustiner Chorherrenstift, welches 1172 in Anwesenheit von Kaiser Friedrich Barbarossa gestiftet und eingeweiht wurde.  

Durch Prof. Moritz Geyer (1854-1926) wurde u. a. auf dem Gebiet der Brauchtumspflege und der Volkskunde Bedeutendes geleistet. Seit 1895 richtete er neben seinen Katalogisierungsarbeiten erstmalig eine sogenannte Altenburger Bohlenstube in den damaligen Sammlungsräumen der GAGO, die ursprünglich noch im Lindenau-Museum untergebracht waren, ein. Heute ist diese Wohnstube eines Altenburger Bauernhauses im Schloss- und Spielkartenmuseum zu besichtigen.

Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurde durch den späteren Oberlehrer des damaligen Altenburger Lehrerseminars, Prof. Ernst Amende (1852-1940), die noch junge Wissenschaft der Ur- und Frühgeschichte als neue Wirkungsstätte im Arbeitsfeld der Gesellschaft verankert. Zwei Amende Schüler traten später bei der Erforschung der Bodendenkmale dessen Nachfolge an. Da wären zu nennen der Rositzer Lehrer Ernst Frauendorf (1903-1979) und der Altenburger Berufsschullehrer Hans Höckner (1886-1978), beide natürlich Mitglieder unserer Gesellschaft.

Nach dem Ableben Albrecht von der Gabelentz im Jahre 1933 wurde ein weiterer bekannter Adeliger, Börries Freiherr von Münchhausen (1874-1945), an die Spitze des Vereins berufen. Ihm oblag es, die Gesellschaft in problematischer Zeit zu lenken. Seine deutschlandweite Bekanntheit als Balladendichter und Literat verschaffte ihm dazu Freiräume. In dieser Zeit beging man auch das 100jährige Vereinsjubiläum 1938 mit einer ansprechenden Festschrift, die gleichzeitig auch die letzte Veröffentlichung bis 1993 bleiben sollte. Die Gesellschaft musste sich 1945 den neuen politischen Realitäten beugen und wurde faktisch verboten. Da bereits im Dezember 1945 in Altenburg unter sowjetischer Kontrolle der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands entstand, fanden nun viele GAGO-Mitglieder dort und fast übergangslos eine neue Heimstatt. Hier wären u. a. der Archivar Walter Grünert (1889-1980) und vor allem der ehemalige Lehrer Wilhelm Ruhland (1899-1988) zu nennen, der die damalige Gesellschaft für Heimatgeschichte im Kulturbund in den schwierigen Nachkriegsjahren zu neuen Höhen führte. Aber auch Walter Schlesinger, Hans Patze, Herbert Helbig und Herbert Schönebaum sind zu erwähnen. Die späten 40er und beginnenden 50er Jahre waren trotz widriger politischer Umstände Höhepunkte in der Erforschung der Geschichte Altenburgs.

Das 150jährige Jubiläum der GAGO kurz vor der Wende am 29. September 1988 konnte nur in „aller Stille“ und zum Gedenken begangen werden. Erst seit dem 21. März 1990, dem Tag der Wiederaufnahme der Arbeit durch die Gesellschaft, bemüht sich die GAGO wieder verstärkt um die Vermittlung historischer Erkenntnisse für alle Bevölkerungsschichten. So werden zusammen mit dem Altenburger Schloss- und Spielkartenmuseum monatliche kostenlose Vorträge für alle historisch Interessierten, unterbrochen nur durch die Sommer- und Weihnachtspause, angeboten. Neben den schon erwähnten Mitteilungsheften als Vereinsschrift war die GAGO an der Wiederbegründung des „Altenburger Geschichts- und Hauskalenders“ 1992 als historisches Jahrbuch maßgeblich beteiligt. Zu Sonderanlässen und Jubiläen sind von ihr in den vergangenen 23 Jahren mehrere vielbeachtete historische Tagungen und Kolloquien veranstaltet worden. Es sei nur auf jenes im Jahr 2005 zum Jubiläum des Altenburger Prinzenraubes verwiesen. Diese Tagung war ein gemeinsames Vorhaben mit dem Verein für Sächsische Landesgeschichte in Dresden und dem Thüringer Staatsarchiv Altenburg. Am Ende stand ein vielfach beachteter Tagungsband, der u. a. als Sonderband 1 der Mitteilungen 2007 erschien. Zum 175jährigen Vereinsjubiläum konnte nun die Arbeit unseres Ehrenmitgliedes Wolfgang Enke über die 1848er Revolution im Herzogtum Sachsen-Altenburg als Sonderband 2 der Öffentlichkeit vorgelegt werden.


Dr. Karl Back

Max von Schenkendorf

Prof. Ernst Amende

Kuno Apel

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