Persönlichkeiten des Altenburger Landes
Hans Patze
1919-1995
Jedem Heimatforscher /
Ortschronist, welcher sich mit der Ersterwähnung seines Heimatdorfes befasst,
ist der Name Hans Patze ein Begriff. Stammt von jenem doch der 1953 in den
„Blättern für Deutsche Landesgeschichte“ (Band 90) abgedruckte Artikel: „Zur Geschichte
des Pleißengaus im 12. Jahrhundert auf Grund eines Zehntverzeichnisses des
Klosters Bosau (bei Zeitz) von 1181/1214“. In diesem Zehntverzeichnis findet
man die urkundliche Ersterwähnung von gut 180 Orten des Altenburger Landes. Die
Enstehung des undatierten Verzeichnisses wurde von Patze mit den beiden
Jahreszahlen 1181 und 1214 eingegrenzt und gibt damit mehrere Möglichkeiten,
die Ersterwähnung zu feiern. Seit Patzes Veröffentlichung hat sich meines
Wissens noch kein Wissenschaftler erneut mit einer differenzierteren Datierung des
Dokumentes zu Wort gemeldet.
Hans Patze war am 20. Oktober
1919 in Pegau geboren worden, besuchte dort die Schule, dann das Gymnasium in
Leipzig, wo er 1938 sein Abitur machte. Er studierte anschließend Geschichte,
Kunstgeschichte, Germanistik und Latein in Frankfurt am Main und Jena, ging
1946 als Archivar in Weimar in den thüringischen Archivdienst, war von 1949 bis
1952 Leiter des Landesarchivs Altenburg. Anschließend daran war er in Gotha
tätig, bis er 1956 mit der Familie die DDR verließ. Zunächst hatte er eine
Lehrtätigkeit in Marburg und ab 1963 in Gießen, wo er Professor wurde. 1969
wechselte er nach Göttingen an den Lehrstuhl für niedersächsische
Landesgeschichte, 1985 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen aus der aktiven
Wissenschaft zurück, 1995 starb er am 19. Mai in Göttingen.
Bei der notwendigen Aufzählung
wichtiger Schriften bleiben wir bei jenen von Bedeutung für die thüringische
Geschichte sowie für unser Altenburger Land: Die Doktorarbeit Patzes hatte „Die
Zollpolitik der Thüringischen Staaten 1815 bis 1833“ zum Thema, er verteidigte
diese 1947 bei Willy Flach in Jena. Seine Assessorarbeit hatte er über „Recht
und Verfassung thüringischer Städte“, genauer die Städte des ehemaligen
Herzogtums Sachsen-Altenburg, geschrieben, welche 1955 als Buch veröffentlicht
worden ist. Ebenso erschien in diesem Jahr als Edition der erste Band des
„Altenburger Urkundenbuches“ als „entscheidende Grundlage für die Erforschung
der mittelalterlichen Geschichte dieses Raumes, darin behandelt er auch die
Frage der Urkundenfälschungen des Bergerklosters“. Eine wunderbare Übersicht
über das „Altenburger Urkundenbuch“ verfaßte Rudolf Gerlach 1955 in seiner
Rezension für das Dezemberheft des Altenburger Kulturspiegels. Patzes handschriftlich
im hiesigen Staatsarchiv vorliegender Band 2 des „Altenburger Urkundenbuches“
1438 – 1507 harrt noch der posthumen Veröffentlichung, eine nicht nur
wünschenswerte, sondern im Interesse der Heimatgeschichte erforderliche Sache,
derer sich die entsprechenden Stellen annehmen sollten. Die
Habilitationsschrift Patzes „Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen“
wurde 1962 veröffentlicht in den „Mitteldeutschen Forschungen“ Band 22. Seine
Pegauer Heimat bedachte er 1963 mit der Abhandlung „Die Pegauer Annalen, die
Königserhebung Wratislavs von Böhmen und die Anfänge der Stadt Pegau.“ 1965
erschien in der genannten Reihe als Band 32 die „Bibliographie zur
thüringischen Geschichte“, 1967 im Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und
Ostdeutschlands Band 15 der Beitrag „Zur Geschichte der Landesarchive Altenburg
und Gotha“, 1968 der Band Thüringen des „Handbuches der Historischen Stätten
Deutschlands“ (Band 9). Gemeinsam mit Prof. Dr. Walter Schlesinger brachte
Patze von 1967 bis 1984 die 9 Bände „Geschichte Thüringens“ heraus. Für unser
Altenburger Land ist zuletzt noch das 1976 erschienene Werk Hans Patzes
„Rechtsquellen der Städte des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Altenburg“
relevant, es kam ebenfalls in der Reihe „Mitteldeutsche Forschungen“ heraus
(Band 79).
Wer mehr über Patze erfahren
möchte, dem empfiehlt der Autor das Werk: „Wiprecht – Beiträge zur Geschichte
des Osterlandes im Hochmittelalter“, herausgegeben vom Heimatverein des Bornaer
Landes 1998 und erschienen im Sax-Verlag Beucha. Es enthält u.a. auch ein
umfangreiches Schriftenverzeichnis des Historikers.
Abbildung: Hans Patze, Repro
Quellennachweis beim Autor.
Andreas Klöppel (Oktober 2017)