PERSÖNLICHKEITEN - GAGO

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Persönlichkeiten des Altenburger Landes
Prof. Ernst Amende
1852-1940
Ernst Amende ist der Sohn eines Schneidermeisters, er wurde am 13. Mai 1852 in Orlamünde geboren. Nach dem Besuch der dortigen Schule kam er 1869 zum Studium an das Altenburger Lehrerseminar. Als Junglehrer geht er von 1872 bis 1874 an die Bürgerschule in Schmölln, danach für zwei Jahre an das Karolinum in Altenburg. Ab 1876 ist er am Altenburger Lehrerseminar selbst als Unterrichtender tätig, insgesamt 43 Jahre bis zu seiner Pensionierung 1919. 1894 war Amende zum Seminaroberlehrer ernannt worden, 1917 verlieh ihm Herzog Ernst den Professorentitel für seine Verdienste um die Bildung der Jugend.

Prof. Ernst Amende hatte eine umfassende Ortskenntnis, das Herzogtum Sachsen-Altenburg betreffend, immerhin hatte er fast alle Orte des Herzogtums selbst aufgesucht. Das kam ihm bei der Anfertigung einer Schulwandkarte wie auch einer Handkarte des Herzogtums 1896 zugute. Seine 1902 erschienene „Landeskunde von Sachsen-Altenburg“ war vor allem für den schulischen Gebrauch gedacht, sie ist noch heute unübertroffen und ein Standardwerk der Heimatgeschichtsforschung.

Amende wurde 1886 Mitglied der hiesigen Naturforschenden Gesellschaft, 1889 war er Mitbegründer des Vereins für Erdkunde in Altenburg und ab 1896 Mitglied der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes. In den genannten Vereinen war er als Vortragender gern gesehen, die meisten seiner Vorträge hielt er wegen seines großen Interesses für die Vor- und Frühgeschichte bei der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft, immerhin 46 an der Zahl. 1922 ernennt ihn die Naturforschende Gesellschaft zum Ehrenmitglied und der Verein für Erdkunde zu dessen Ehrenvorsitzenden, 1932 wird er Ehrenmitglied der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft und 1933 Ehrenbürger der Stadt Altenburg.

Die ersten wichtigen Artikel von Ernst Amende erscheinen 1900 im Buch „Thüringen in Wort und Bild“, 1997 als Reprint erschienen, darauf folgte 1902 die bereits erwähnte „Landeskunde“. Desweiteren schrieb Amende Beiträge für die „Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle/S.“, für die Sonntagsbeilage der Altenburger Zeitung „Am häuslichen Herd“, allein 47 Beiträge in den „Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft“ zwischen 1907 und 1932 sowie weitere im „Altenburger Geschichts- und Hauskalender“ der Jahre 1927 bis 1936. Ein wichtiges Werk ist auch die „Vorgeschichte des Altenburger Landes“, 1922 gleichsam als „Führer durch die vorgeschichtliche Abteilung des Altenburger Heimatmuseums auf dem Schloß“ geschrieben. Dort war diese Abteilung von ihm angelegt und geleitet worden, sie beinhaltete nicht nur seine eigenen Funde und Ausgrabungsergebnisse, sondern das gesamte vor- und frühgeschichtliche Sammelmaterial der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft, was mitunter vergessen wird. Die Sammlungen wurden später nach ihm „Ernst-Amende-Sammlung für Vorgeschichte“ genannt. Allein bis 1934 war diese auf 4.576 Inventarnummern angewachsen, wovon heute allerdings nur ein Bruchteil ausgestellt wird.

Über „Schriften von und über Prof. Ernst Amende“ sowie weiteres Interessantes über den bedeutenden Heimatgeschichtsforscher kann man im Band 17, Heft 1 / 2 der „Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft“ 2002 nachlesen, in diesem Büchlein finden sich die Beiträge heutiger Heimatforscher anläßlich einer Gedenkveranstaltung zum 150. Geburtstag von Ernst Amende.

Abbildung: Repro einer Zeichnung von Ernst Müller-Gräfe 1932

Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (Mai 2017)

Kuno Apel
1902-1983
Kuno Apel wurde am 23. März 1902 in Knau geboren, sein Vater war der dortige Freigutsbesitzer Adolph Apel. Nach dem Besuch der Grundschule in Zschernitzsch, der Realschule in Altenburg und der dortigen Reichenbachschule arbeitet er auf dem väterlichen Hof. Frühzeitig wird sein Interesse für die Heimatgeschichte geweckt, bereits 1922 wird er Mitglied der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg. Schon 1926 hält er dort seinen ersten, später auch gedruckten Vortarg über die Altenburger Amtsrechnungen. 1928 besucht Apel zum ersten Mal das Staatsarchiv in Dresden, Archivbesuche in Weimar, Naumburg, Glauchau, Magdeburg, Ilmenau, Arnstadt, Meuselwitz und sogar München folgen. 1936 ordnet er die Bibliothek des Herrn von der Gabelentz auf Schloß Poschwitz, außerdem arbeitet er in vielen Pfarrarchiven des Altenburger Landes, so z.B. Mehna, Gerstenberg, Tegkwitz, Nobitz, Saara und Ehrenhain. Im Februar 1946 ist Kuno Apel zum ersten Mal nach dem Krieg wieder im hiesigen Archiv tätig.

Seit 1949 arbeitet Kuno Apel in der Braunkohle, genauer in Deutzen, doch seine Freizeit nutzt er weiterhin für die Heimatforschung, so z.B. in der gleichnamigen Fachgruppe innerhalb des Kulturbundes. Apel erstellt Chroniken von 300 Dörfern, davon 40 ziemlich komplett. Die Chroniken präsentiert er der Öffentlichkeit zumeist in Form von Vorträgen, allein zwischen 1924 und 1939 hielt er 34 Vorträge, zwischen 1946 und 1977 insgesamt 81. Obwohl er seine Forschungsarbeiten testamentarisch dem hiesigen Staatsarchiv übereignete und diese heute für alle interessierten Forscher uneingeschränkt nutzbar sind, fehlen doch einige seiner auf Schreibmaschine getippten Vorträge / Chroniken, so z.B. zur Baugeschichte der Papiermühle in Großstöbnitz. Da diese Texte von Apel mit Durchschlag geschrieben worden sind, ist es durchaus möglich, das sich solche noch heute in Gemeinde- oder Privatbesitz befinden. Eine Bibliographie einschließlich der Liste mit den öffentlichen Vorträgen Apels finden interessierte Leser in den „Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft“, Heft 1 / 2 des Bandes 17 von 2002, wo auch die Vorträge des Kolloquiums zum Abdruck gebracht worden sind.

Zwischen 1922 und 1959 veröffentlichte Kuno Apel Artikel zu heimatgeschichtlichen Themen in den Altenburgischen Heimatblättern (1922 bis 1940), der Altenburger Landeszeitung (1923), dem Altenburgischen Sonntagsblatt (1926), der Zeitungsbeilage „Am häuslichen Herd“ (1932), dem Altenburger Geschichts- und Hauskalender (1941), dem Kulturspiegel (1956) und dem Heimatkalender (1959). Seine Chroniktexte finden sich oft in heutigen Dorfchroniken wieder, eine posthume Ehrung für Kuno Apel, wenngleich es auch schon Fälle ohne seine Nennung als Autor gab. 1983, am 12. Dezember, stirbt Kuno Apel in seinem Heimatort Knau.
Anläßlich des 100. Geburtstages von Kuno Apel veranstaltete die Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes im Jahr 2002 ein Kolloquium zu Ehren des bedeutendsten Heimatforschers der jüngsten Vergangenheit. Obwohl dem Autoren dieser Zeilen eine Begegnung mit ihm versagt geblieben ist, hielt ich dennoch einen Vortrag über „meine Begegnung mit Kuno Apel“. Wohl kaum ein Thema der Heimatgeschichte, was er nicht bearbeitet hätte, wohl kaum eine Stadt oder ein Dorf im Landkreis, über welches es keine zumindest ansatzweise erarbeitete Chronik von ihm gibt. So ist es nicht verwunderlich, das wohl jeder heutige Heimatforscher irgendwann Kuno Apel respektive seinen Forschungsarbeiten begegnet. Apels Stärke liegt in seinen Materialsammlungen, den leider ungedruckten Vorträgen und Manuskripten sowie seinen stets nach gleichen Prinzipien erstellten Ortschroniken. Durch die Arbeit mit dem Apelschen Nachlaß können wir das Entstehen einer Dorfchronik beispielsweise von der Materiualsammlung bis zum maschinengeschriebenen Manuskript nachvollziehen, dem Apelschen Prinzip entweder folgen und es ausbauen oder uns dort Anregungen für das Beschreiten eigener Wege holen.

Eine ganz besondere Arbeit Apels war seine unvollendet gebliebene sog. Kreischronik im 275-Pfund-Buch, in einem Format von 40 x 60 cm und 4000 Seiten umfassend. Hier sollte die Geschichte von ca. 300 Dörfern des Altenburger Landes Platz finden, Apel kam zu Lebzeiten allerdings nur bis zum Dorf Gieba. Das Buch befindet sich, warum auch immer, im Schloß- und Spielkartenmuseum und ist dort nicht mehr Bestandteil der Ausstellung. Meines Erachtens nach gehört es ins Staatsarchiv, wo es durch die Heimatforscher heute und in Zukunft im Sinne Apels nutzbar wäre, und, was Apel am meisten ehren würde, von diesen auch weitergeschrieben und bebildert werden könnte. In dieser Hinsicht hofft der Autor auch ohne offizielle Eingaben auf positive Reaktionen seitens der genannten Institutionen. So könnte sich der Wunsch Apels nach einer kompletten „Kreischronik“ einstmals doch erfüllen.

Abbildung: Repro eines Fotos mit Apel bei der Arbeit an seiner Kreischronik (Quelle GAGO)
Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (November 2017)

Artur Ernst Glasewald
1861-1926
Arthur Ernst Glasewald wurde am 2. August 1861 in Gößnitz als ältester Sohn des Buchhändlers Arthur Glasewald geboren. Nach Beendigung der Schulzeit ging er bei seinem Vater in die Lehre und lernte Buchbinder. Bis 1880 ging er als Geselle auf Wanderschaft, dann machte er sein Hobby zum Beruf. Bereits als Kind hatte er seine Liebe zu den Briefmarken entdeckt, von seinem Vater, welcher 10 Jahre durch Skandinavien gereist war, hatte er den Grundstock zu einer Sammlung erhalten, erweitert durch amerikanische Briefmarken von seinem dort lebenden Onkel. Also arbeitete Glasewald zunächst von 1880 bis 1883 beim Buchhändler Löwenthal in Kassel in dessen neugegründetem Briefmarkengeschäft. Wohl auf Glasewalds Initiative hin wird 1881 der „Casseler Philatelisten-Club“ gegründet. 1883 geht er als erster gelernter Briefmarkenhändler nach Hamburg zum Markengroßhändler Goldner. 1885 folgt er dem Ruf der Firma J.H. Dauth nach Frankfurt a.M., wo er als Geschäftsführer tätig wird und gleichzeitig die Redaktion der „Frankfurter Briefmarken-Zeitung“ übernimmt.

1886 kehrt A. E. Glasewald in seine Heimat nach Gößnitz zurück und errichtet hier am 15. März d. J. selbst eine Briefmarkenhandlung. Am 3. Dezember 1889 heiratet er Klara Helene Gabler aus Naundorf bei Gößnitz und nur wenige Wochen später, am 29. Dezember 1889, gründet Glasewald den Deutschen Philatelistenverband Gößnitz, in welchem er das Amt des ersten Schriftführers bis zu seinem Tode ausübte. Er war nicht nur Briefmarkenhändler, sondern auch und vor allem ein Sammler und Publizist. Für seine literarischen Verdienste sowie die Verdienste um die Deutschen Philatelistentage erhielt er 1920 die Lindenberg- und 1925 die Hans-Wagner-Medaille. Seine Bedeutung als Philatelist wird u.a. deutlich durch seine Tätigkeit als General- und Spezialprüfer, seit 1899 Leiter und seit 1901 Geschäftsführer der Bundesprüfstelle, wo er als Bekämpfer des Fälschungsunwesen wirkte. Zudem regte er als erster die Ausgabe von Wohlfahrtsmarken an.

Von der ansehnlichen Zahl philatelistischer Werke, deren früheste er übrigens unter Pseudonym veröffentlichte, sollen nur einige wenige genannt werden: „Die Postwertzeichen von Griechenland. Nach den neuesten Forschungen“ 1896, „Die Post im Kriege. Beiträge zur Geschichte der Feldpost“ 1914, Redaktion des „Handbuchs der deutschen philatelistischen Literatur“ 1916, „Handbuch der deutschen Privatpostzeichen“ (unvollständig), und „Thurn und Taxis in Geschichte und Philatelie“ 1926, nach seinem Tode. Dazu kommt noch eine Anzahl von herausgegebenen und redaktionell betreuten Philatelisten-Zeitschriften sowie gedruckte Vorträge in anderen philatelistischen Werken.

Neben der Philatelie gehörte auch die Familienforschung und Heimatkunde zu Glasewalds beliebten Beschäftigungen. Das 1914 auf seine Anregung hin gegründete Heimatmuseum in Gößnitz, dessen Aufsicht er über viele Jahre ehrenamtlich übernahm, verdankt ihm den weitaus größten Teil seiner Bestände und nur die Mitarbeiter des heutigen Heimatmuseums können nachvollziehen, was und wieviel von jener Sammlung die Zeitenwenden überdauert hat und auf uns gekommen ist. Die Familienforschung Glasewalds gipfelten 1908 im Erscheinen des „Stammbuchs des Geschlechts Glasewald“ mit einem Stammbaum. Den Heimatforschern ist A. E. Glasewald als Verfasser der Chronik seiner Vaterstadt bekannt geworden. Seine 1910 im Verlag seiner eigenen Buchhandlung erschienene „Chronik der Stadt Gößnitz“ hat bis heute nichts an Gültigkeit verloren und wurde vor Jahren als Reprint neu aufgelegt. Sie ist noch heute unverzichtbarer Bestandteil jeder heimatgeschichtlichen Bibliothek.

Mit dem Neubau eines Wohnhauses in der heutigen Walter-Rabold-Straße hatte Glasewald gleichzeitig ein sog. Philatelistenheim errichtet. Die um die Ecke bei jenem Haus befindliche Straße wurde später nach ihm benannt. Seinen Briefmarkenhandel übergab er 1922 an seinen Sohn Georg, welcher diesen in Hamburg weiter betrieb. Am 16. September 1926 starb A. E. Glasewald und wurde drei Tage später im Erbbegräbnis seiner Familie auf dem Gößnitzer Friedhof beigesetzt. Dort erinnert eine zum ersten Todestag gestiftete Gedenktafel an den großen Philatelisten. Wenige Tage nach seinem Tode gründete der Ortsverein Meerane die A.E.Glasewald-Stiftung, verbunden mit der Stiftung einer Glasewald-Medaille, welche seit 1928 in unregelmäßigen Abständen verliehen wird. Da die Verleihung der Medaille in ihrer ursprünglichen Form durch die Wirren der Zeit eingestellt worden ist, wird diese Medaille seit 1952 von der Vereinigung der Privatpostsammler „Merkur“ verliehen, 2016 bereits zum 35. Male. Das auf der Vorderseite der Medaille eingravierte Bildnis Glasewalds erinnert an den „Altmeister der Privatpost-Philatelie“.

Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (Mai 2017)

Zacharias Kresse
1800-1876
Als der wohl bedeutendste Vertreter der Bauernschaft des Altenburger Landes im Jahre 2000 seinen 200. Geburtstag hätte feiern können, richtete ihm zu Ehren die Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg, deren Mitglied er zu Lebzeiten war, ein Symposium aus. Der Autor, welcher seinerzeit zum Thema: „Zacharias Kresse und die Altenburgische Landwirtschaft“ referierte, möchte diesen nunmehr vor allem als Heimatforscher vorstellen.

Zacharias Kresse wurde am 21. Januar 1800 als einziges Kind des Anspanngutsbesitzers Georg Kresse in Dobraschütz geboren. Nach dem Schulbesuch und dem ersten Mitarbeiten auf dem elterlichen Hof mußte er diesen bereits im Alter von 22 Jahren wegen des schlechten Gesundheitszustandes seines Vaters übernehmen. 1823 heiratete Kresse die 1804 geborenen Christina Köhler aus Kraasa, dem Ehepaar wurden acht Kinder geboren, von denen zwei bereits im frühen Kindesalter starben. Kresse war ein vorbildlich wirtschaftender wie auch fortschrittlicher Bauer und es ist erstaunlich, welche „Projekte“ er neben seiner Arbeit auf dem Hof, neben seinen Pflichten als Familienvater und vor allem neben seinen politischen Funktionen verfolgte und verwirklichte. Er war zunächst von 1832 bis 1848, dann erneut von 1850 bis 1857 bäuerlicher Abgeordneter des Altenburger Landtages sowie von 1851 bis 1866 auch Gemeindevorsteher in seinem Heimatdorfe Dobraschütz, unbeachtet bleiben seine kirchenamtlichen Tätigkeiten. Sein Engagement für die Bildung der Dorfjugend kommt 1842 mit der Gründung einer Schulbibliothek zum Ausdruck. 1849 hatte er sich dann für den Neubau der Schule im Dorf eingesetzt, diese auch projektiert. Später errichtete er eine Sonntagsschule für Bauernsöhne in seinem Hause, wo er selbst die angehenden Landwirte mit den Fortschritten in der Landwirtschaft vertraut machte. Zacharias Kresse war nicht nur Freimaurer und als solcher in der Altenburger Loge engagiert, sondern er war auch Mitglied in mehreren, seinerzeit überaus wichtigen Vereinen, wie dem Altenburger Landwirtschaftsverein, der bereits erwähnten Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft sowie der Naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes, zudem schrieb er die Witterungs- und Ernteberichte in über 30 Jahrgängen des Sachsen-Altenburgischen Hauskalenders.

Sein dichterisches Können – er schrieb 332 Gedichte in Hochdeutsch sowie 10 in Altenburger Mundart, unter ersteren die „Geschichte der Landwirtschaft im poetischen Gewande“ – offenbarte er bereits 1826 noch anonym mit einem Festgedicht zum Einzug des neuen Herzogs von Sachsen-Altenburg, Herzog Friedrich aus Hildburghausen. Als Initiator und Mitorganisator mehrerer Altenburger Bauernreiten hat sich von Zacharias Kresse ein „Programm zu einem ländlichen Festzug, sowie überhaupt zu einem landwirtschaftlichen Feste in der Residenzstadt Altenburg“ aus dem Jahre 1846 gedruckt erhalten.

Von den heimatgeschichtlichen Schriften Kresses sind neben der Zuarbeit zum 1843 erschienenen Buch „Einige Nachrichten über den Bezirk des Kreismates Altenburg im Herzogtum Sachsen-Altenburg“ vier wichtige Werke zu nennen. Da ist zunächst die 1845 gedruckt erschienene „Geschichte der Landwirtschaft des Altenburgischen Osterlandes“ – seinerzeit eine Preisschrift neben jener von William Löbe, heute ein absolutes Standardwerk, noch vor Jahren eine teure antiquarische Anschaffung, heute digitalisiert aus dem Internet zu   erhalten. Eine Ergänzung, was die Geschichte der Landwirtschaft betrifft, hinterließ uns Kresse handschriftlich mit dem Werk „Einige Nachrichten zur Erinnerung an die Vergangenheit und die Gegenwart, aus authentischen Quellen gesammelt und zusammengestellt von Z.K.“ um 1865. Dieses Buch enthält neben genealogischen Forschungen auch Historisches zum Dorf Naundorf sowie den Neubau des Schellenbergischen Gehöftes dort, dessen Bau unter der Leitung von Zacharias Kresse erfolgte. Ein über 600 Seiten starkes Buch, ebenfalls handschriftlich aus seiner Feder erzählt „Die Geschichte des Dorfes und der Flur Dobraschütz über den Zeitabschnitt 1525 bis 1860“ und ist der exzellente Prototyp einer Dorfchronik. Mit seiner Autobiographie, welche Kresse nur zwei Jahre vor seinem Tod fertigstellte, gibt er uns Nachgeborenen einen Einblick in das politische, soziale, gesellschaftliche und kulturelle Leben seiner Zeit: „Geschichte des Lebens und Schaffens sowie einige sonstige damit verbundene Ereignisse“, 1874, über 500 Seiten und 1981 in 500 Exemplaren gedruckt im Eigenverlag von der damals in der BRD ansässigen Bundeslandsmannschaft Thüringen, Kreisheimatbetreuer für Altenburg Stadt und Land, unter dem Titel „Lebenschronik des Altenburger Bauern Zacharias Kresse aus Dobraschütz 1800 – 1876“. Glücklich kann sich wähnen, wer ein Exemplar jenes Druckerzeugnisses durch Verwandte oder Bekannte über die Staatsgrenze der DDR geschmuggelt bekommen hat.

Als weiterführende Literatur über Zacharias Kresse, welcher am 1. Oktober 1876 verstarb, seien folgende Publikationen genannt: 1. Die 8teilige Artikelserie in der OVZ aus dem Jahre 1993 von Dr. Günter Hauthal „Zacharias Kresse – Chronik des außergewöhnlichen eines Bauern“, welches sich vor allem auf die oben erwähnte Lebenschronik stützt und diese auswertet. 2. Die „Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes“, 16. Band, 4. Heft, welches die Beiträge des Kresse-Symposiums aus dem Jahr 2000 enthält. 3. „Osterländer – Eigentümliche Geschichte/n aus einem verschwiegenen Landstrich“ von Christian Berg aus dem Jahre 1995, wozu der Autor des Beitrags seinerzeit bereits eine Rezension geschrieben hat.

Abbildung: Repro eines historischen Fotos von Zacharias Kresse.
Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (Oktober 2017)

Hans-Joachim Müller
1922-2001
Gesehen hatte der Autor dieser Zeilen den freundlichen älteren Herrn bei seinen Besuchen im hiesigen Staatsarchiv schon, allein dessen Beitrag in einem Heimatkurier des Jahres 1992 unter dem Titel „Eine alte schöne Sitte  im Altenburger Land“, in dem es um Dorfzimmerleute und Hausinschriften ging, und die darauf folgenden Gespräche dazu brachten mir seine persönliche Bekannt- und Freundschaft.

Am 21. Juli 2001 verstarb 79jährig der vor allem durch seine historischen Beiträge zu Wintersdorf, Gröba und Umgebung hier auf der Heimatgeschichte-Seite bekannte Heimatforscher Hans-Joachim Müller. Er war am 24. Juni 1922 in Leipzig-Volkmarsdorf geboren worden und ab Ostern 1929 ging er in Wintersdorf zur Schule, weil die Familie in das Gärtnergut seiner Großeltern auf dem Gröbaer Angerberg eingezogen war. Nach Volksschule und Lehre in der Wintersdorfer Gemeindeverwaltung wird er 1939 dort als Angestellter übernommen. 1941 muß er in den Krieg, aus welchem er erst 1947 zurückkehrt. Er heiratet in selben Jahr und zieht 1948 nach Gröba in das Haus seiner Eltern. Es folgen die Jahre der Arbeit in der Braunkohle, ab 1952 ist er in der Verwaltung des Braunkohlenwerkes Rositz tätig. Mit Abendschul-Qualifikation und Abendschulstudium schafft er es dort zum Ingenieur-Ökonom. Bis zum Eintritt ins Rentenalter und dem damit verbundenen Beginn intensiver Forschungen zur Heimatgeschichte, vor allem nach dem Umzug nach Altenburg, bleiben Hans-Joachim Müller noch Jahre glücklichen Familienlebens, dem Schaffen an Haus und Hof in Gröba, und dann bereits als Rentner der Genuss der ersten Opafreuden.

Schon Jahre vor der Wende hat Hans-Joachim Müller Familien- und Heimatforschung betrieben, als junger Mensch hatte er noch vor dem Krieg bei der Gesellschaft für Familienforschung den bekannten Altenburger Familienforscher Paul Leidner kennen gelernt. Nach dem Krieg wurde er dann mit dem Archivar Walter Grünert und dem Heimatforscher Kuno Apel bekannt. 1956 erscheint seine erste große heimatgeschichtliche Arbeit, die „Chronik von Ruppersdorf“, ein Dorf, welches durch den Braunkohlenabbau devastiert worden ist. Dazu hatten ihn seine Nachforschungen seit 1955 vor allem ins Sächsische Staatsarchiv nach Dresden geführt. Für die damals noch übliche und beliebte Betriebszeitung verfasste er in den folgenden Jahren eine ungezählte Reihe kleiner heimatgeschichtlicher Arttikel. Und dann nach der Wende nutzte er genau wie viele andere ehrenamtliche Heimatforscher die Gunst der Stunde mit der Pressefreiheit und dem enorm gewachsenen Interesse an der Heimatgeschichte, in neuen ebenso wie in althergebrachten, aber mit neuen Inhalten versehenen Presseerzeugnisssen mit seinen Beiträgen den Menschen des Altenburger Landes zumindest ein Stück Vergangenheit nahe zu bringen. Geschickt verband er die Geschichte seiner Vorfahren mit der Geschichte der Dörfer rings um Wintersdorf, von Vorteil war für ihn die genaue Ortskenntnis und seine umfangreiche private Fotosammlung. Stets betrachtete er die Historie eines Ortes im Zusammenhang mit der Geschichte des Altenburger Landes, so dass die betrachteten Fakten ein abgerundetes Bild ergaben, trotzdem streitbar, durchaus Widerspruch hervorrufend, diskutierbar und auch mutig Neuland betretend waren. Der Autor des Beitrags hat sich gern der kleinen Mühe unterzogen, an Hand der gesammelten Zeitungsausschnitte das publizierte Werk Hans-Joachim Müllers zu sichten: Begonnen hat alles 1990 mit der Reihe „Diesseits und jenseits der Schnauder“ im „Altenburger Wochenblatt“ mit immerhin 12 Beiträgen zu verschiedenen Themen aus der Geschichte von Wintersdorf und Gröba. Noch 1990 wurde sein erster Beitrag „Landschaft an der Schnauder – zwischen Luckaer Forst und Kammerforst“ im „Heimatkurier“ der OVZ veröffentlicht und bis zu seinem letzten Artikel am 3. Juli 2001 waren daraus 88 heimatgeschichtliche Beiträge geworden, davon die meisten zu Wintersdorf, wohl ein eigenes Buch füllend. Gröba, Heukendorf, Ruppersdorf, Bosengröba, Pflichtendorf, aber auch Lehma, Neubraunshain, Zschernitzsch und Dobitschen sind weitere Orte, in deren Geschichte wir Hans-Joachim Müller folgen konnten. Neben den eigenen Vorfahren, die durchaus als repräsentativ für das Altenburger Land gelten können, befasste er sich recht intensiv auch mit der für die Stadt Altenburg bedeutenden Familie Reichenbach.

 Sein Andenken zu bewahren ist sicher nicht nur das von Herzen kommende Anliegen des Autors, sondern gleichsam Verpflichtung für uns nachfolgende Generation von Heimatforschern.


Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (Mai 2017)

Heidrun Nitzsche
1946-2013
Am 6. Januar 2013 verstarb die Heimatgeschichtsforscherin Heidrun Nitzsche aus Maltis an einer heimtückischen Krankheit. Wer sie kannte, weiß, dass mit ihrem Dahinscheiden nicht nur ihre Familie einen unwiederbringlichen Verlust an menschlicher Wärme, Liebe und Fürsorge erlitten hat, mit ihr verlor auch die „Zunft“ der hiesigen Heimatforscher eine ihrer wichtigsten Mitstreiterinnen bei der Aufarbeitung und Interpretation der Geschichte der Dörfer des Altenburger Landes.

Da kennt man sich schon so viele Jahre, es war, so glaube ich mich zu erinnern, das Jahr 1998, als der Autor dieser Zeilen sie das erste Mal in der Saaraer Gemeindebibliothek, welche sie damals betreute, besuchte. Über die Jahre hat man sich neben der heimatgeschichtlichen Fachsimpelei auch gern über die Familie unterhalten, ja diese auch bei Besuchen kennengelernt, aber beim Niederschreiben eines gedenkenden Artikels merkt man doch, wie wenig Biographisches man letztlich voneinander weiß. Deshalb dankt der Autor an dieser Stelle der Familie Nitzsche für die Informationen zu einem kurzen Lebenslauf von Heidrun Nitzsche. Sie wurde am 16. Juni 1946 als Tochter des Landarbeiters Gustav Wöffen in Großstöbnitz geboren, dort wuchs sie auf und besuchte die Schule. Von 1963 bis 1965 absolvierte sie die Lehre und arbeitete dann bis 1967 als Verkäuferin. 1966 heiratete sie ihren Ehemann Günter Nitzsche aus Maltis, wo sie mit ihm ein Seitengebäude des früher Pfefferkornschen Hofes zu einer Heimstatt ausbaute und den unter Denkmalschutz stehenden Hof als Kleinod erhielt. Zur Betreuung ihrer Kinder Anett und Mirko blieb sie die ersten Jahre zu Hause in Maltis und entschloss sich 1972 zur Heimarbeit für die Firma Puppen-Berger, später VEB Famos Leipzig. Diese Arbeit leistete sie bis 1991, dann gab es den Betrieb nicht mehr. Von 1992 bis 1993 war Heidrun Nitzsche in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme beim Landratsamt in der Unteren Denkmalschutzbehörde beschäftigt. Das trug mit großer Sicherheit dazu bei, sie für die Thematik Heimatgeschichte zu sensibilisieren. Ab 1997 war sie auf der Gemeinde Saara in verschiedenen Beschäftigungsverhältnissen angestellt, darunter die Betreuung der Gemeindebibliothek, was ihr übrigens mit großem Engagement gelungen ist, sowie die Fortführung der Anfang der 90er Jahre begonnenen Chroniken der zur Gemeinde Saara gehörenden Orte. Diese Aufgabe erfüllte Heidrun Nitzsche bis zum Ausbruch ihrer Krankheit, die vielen Beiträge im Saaraer „Landboten & Gemeindeblatt“ sind dafür beredtes Zeugnis; wir werden darauf zurückkommen. 2006 wurde Heidrun Nitzsche Rentnerin, die Möglichkeit eines Zuverdienstes nutzte sie stundenweise in der beliebten Gemeindebibliothek.

Seit 2005 war Heidrun Nitzsche Mitglied in der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg, dorthin hatte sie bereits einige Jahre gute Kontakte geknüpft. Zudem engagierte sie sich beim hiesigen Arbeitskreis für Familienforschung, deren Veranstaltungen sie regelmäßig besuchte. Die Unterstützung von suchenden Familienforschern war für sie durch die Kenntnis der Kirchenbüchern des Kirchspiels Saara eine Selbstverständlichkeit, oft genug wurden deshalb jene durch den Pfarrer an Heidrun Nitzsche verwiesen.

Ein besonderes Engagement muß Heidrun Nitzsche in ihrer langjährigen Funktion im Gemeindekirchenrat von Maltis beschieden werden. Hier wage ich zu behaupten, dass die Kirche – ein Kleinod inmitten eines alten Bauerndorfes – ihr heutiges Antlitz, vor allem in der  kulturhistorisch wertvollen Innenausstattung jenen Bemühungen von Heidrun Nitzsche, welches auf ihren starken Glauben und ihre Herzenswärme zurückzuführen sind, zu verdanken hat. In den Jahren seit 2000 wurden in der Maltiser Kirche u.a. das Gemälde mit dem lebensgroßen Bildnis des einstigen Maltiser Pfarrers Cornelius Vogel restauriert (2000), dann das Epitaph, der Taufengel, die Kanzel (2002), der Taufstein (2006), die Poppe-Orgel (2003-2006), die bemalte Tür zur Sakristei, die Deckenmalereien. An Außenarbeiten waren das Baumaßnahmen am Dach, Turm, Laterne, Haube, Bekrönung und dem Westgiebel (2009). Bei all diesen Arbeiten kümmerte sich Heidrun Nitzsche um die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Ämtern, den Baufirmen und Restauratoren, sie schrieb u.a. die Anträge für die Fördermittel, organisierte Spendengelder, gestaltete in ihrem Hof die Bauarbeiterbetreuung und kontrollierte letztlich auch die Durchführung der Arbeiten. Rückhalt und Unterstützung hatte sie dafür bei ihrer Familie, mit der sie nicht nur die allgemeinen Malerarbeiten in der Kirche ausführte, sondern zu den Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen wie hohen Fest- und Feiertagen auch die Kirche mit Blumen aus dem eigenen Garten schmückte. Ihr ist letztendlich auch die Namensgebung der Kirche nach der Heiligen Anna zu verdanken, aus welchem Anlaß sie eine Ansichtskarte gestaltete. Sie machte interessante Kirchenführungen z.B. zum Tag des offenen Denkmals und anläßlich touristischer Besuche im Ort, zudem organisierte sie Orgelkonzerte.

Zwei Jahre nach der Bildung der Großgemeinde Saara erschien durch die Gemeinde die erste größere Publikation mit Heidrun Nitzsche als Autorin und Fotografin. Im Heft „Saara – Eine Gemeinde im Altenburger Land“ stellte sie alle 24 dazugehörigen Orte in Wort und Bild vor. Fotografieren war eine ihrer Leidenschaften und für ihre „gute Gesamtleistung“ erhielt sie 2002 beim 6. Fotowettbewerb der Osterländer Volkszeitung den Sonderpreis. Im Dezember 1999 gestaltete Heidrun Nitzsche gemeinsam mit Thomas Hummel im ehemaligen Klassenzimmer der damals 100jährigen Schule anläßlich der Festwoche zur Jahrtausendwende eine sehenswerte wie unterhaltsame Ausstellung unter dem Thema „Unser Dorf – von früher bis heute“. Viele Bürgerrinnen und Bürger aus den Orten der Gemeinde unterstützten sie dabei gern mit historischen Dokumenten und Fotografien sowie Ausstellungsstücken. Eine weitere Ausstellung gelang ihr 2006 zur 750Jahr-Feier in Taupadel, zu welcher sie auch mehrere Ansichtskarten gestaltete. 2006 brachte sie  mit dem Sell-Heimatverlag in Altenburg eine Chronik zum 75jährigen Jubiläum der Bornshainer Feuerwehr heraus. Im gleichen Jahr wurde Heidrun Nitzsche für ihre Arbeit als Chronistin durch den Bürgermeister im Rahmen einer ersten Ehrung für ehrenamtliche Tätigkeit ausgezeichnet, zudem erhielt sie kurz darauf die Ehrenamtscard des Landkreises.

Dem Autor der Zeilen ist es wichtig, noch einige Bemerkungen zum heimatgeschichtlich-literarischen Nachlaß von Heidrun Nitzsche zu machen. Dem Leser des Geschichts- und Hauskalenders sind ihre Beiträge in neun Jahrgängen zwischen 2000 und 2009 mit Sicherheit noch hinreichend bekannt, für die Bauernhofbilder-Kalender des E.Reinhold-Verlages schrieb sie in den Jahren 2004 bis 2007 Beiträge zu Bauernhöfen in sechs Dörfern. Auf der Heimatgeschichte-Seite der Osterländer Volkszeitung erschienen 2006 von ihr 20 Artikel, dazu im gleichen Jahr eine Artikelserie in der Ostthüringer Zeitung zur Kirchengeschichte von Saara. Die meisten Beiträge von Heidrun Nitzsche zu den unterschiedlichsten heimatgeschichtlichen Themen wurden im Gemeindeblatt von Saara veröffentlicht, in den Jahren zwischen 1998 und 2010 waren das insgesamt mindestens 111. Von den 24 Dörfern wurden dabei lediglich vier Orte nicht mit Einzelbeiträgen bedacht. Neben Themen wie Familien- bzw. Hofgeschichte schrieb sie solche zu dörflichen Vereinen, der Feuerwehr, zur Kirchengeschichte, Mühlen- und Rittergutsgeschichte, zu Gasthöfen und anderen ländlichen Gewerben, zu Schulen und Kindergärten, über Gemeindeordnungen, Brände, Ersterwähnungen der Orte, aber auch zu Flurnamen, Grabdenkmalen, der Flößerei, der Auswanderung von Landeskindern nach Amerika, zur Mundart, zum Brauchtum im Jahresverlauf und den verschiedenen bäuerlichen Festlichkeiten.

Bei ihren Recherchen stützte sich Heidrun Nitzsche vor allem auf Originalakten der hiesigen Archive – dem Kreisarchiv beim Landratsamt und dem Thüringer Staatsarchiv, dann dem Kirchenarchiv von Saara. Dazu kam ein intensives Studium der heimatgeschichtlichen Literatur, die Befragung von Zeitzeugen und der Gedankenaustausch mit anderen Heimatforschern. Bei letzterem wird ihrer gern gedacht, dennoch wird sie uns immer fehlen. Auch wenn sie es nun selbst nicht mehr erleben kann, zu wünschen wäre in ihrem Interesse die Publikation einer neuen Geschichte der von ihr so geliebten Maltiser Kirche mit den 172 Engelsdarstellungen.
Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (Oktober 2014)

Hans Patze
1919-1995
Jedem Heimatforscher / Ortschronist, welcher sich mit der Ersterwähnung seines Heimatdorfes befasst, ist der Name Hans Patze ein Begriff. Stammt von jenem doch der 1953 in den „Blättern für Deutsche Landesgeschichte“ (Band 90) abgedruckte Artikel: „Zur Geschichte des Pleißengaus im 12. Jahrhundert auf Grund eines Zehntverzeichnisses des Klosters Bosau (bei Zeitz) von 1181/1214“. In diesem Zehntverzeichnis findet man die urkundliche Ersterwähnung von gut 180 Orten des Altenburger Landes. Die Enstehung des undatierten Verzeichnisses wurde von Patze mit den beiden Jahreszahlen 1181 und 1214 eingegrenzt und gibt damit mehrere Möglichkeiten, die Ersterwähnung zu feiern. Seit Patzes Veröffentlichung hat sich meines Wissens noch kein Wissenschaftler erneut mit einer differenzierteren Datierung des Dokumentes zu Wort gemeldet.

Hans Patze war am 20. Oktober 1919 in Pegau geboren worden, besuchte dort die Schule, dann das Gymnasium in Leipzig, wo er 1938 sein Abitur machte. Er studierte anschließend Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik und Latein in Frankfurt am Main und Jena, ging 1946 als Archivar in Weimar in den thüringischen Archivdienst, war von 1949 bis 1952 Leiter des Landesarchivs Altenburg. Anschließend daran war er in Gotha tätig, bis er 1956 mit der Familie die DDR verließ. Zunächst hatte er eine Lehrtätigkeit in Marburg und ab 1963 in Gießen, wo er Professor wurde. 1969 wechselte er nach Göttingen an den Lehrstuhl für niedersächsische Landesgeschichte, 1985 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen aus der aktiven Wissenschaft zurück, 1995 starb er am 19. Mai in Göttingen.

Bei der notwendigen Aufzählung wichtiger Schriften bleiben wir bei jenen von Bedeutung für die thüringische Geschichte sowie für unser Altenburger Land: Die Doktorarbeit Patzes hatte „Die Zollpolitik der Thüringischen Staaten 1815 bis 1833“ zum Thema, er verteidigte diese 1947 bei Willy Flach in Jena. Seine Assessorarbeit hatte er über „Recht und Verfassung thüringischer Städte“, genauer die Städte des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Altenburg, geschrieben, welche 1955 als Buch veröffentlicht worden ist. Ebenso erschien in diesem Jahr als Edition der erste Band des „Altenburger Urkundenbuches“ als „entscheidende Grundlage für die Erforschung der mittelalterlichen Geschichte dieses Raumes, darin behandelt er auch die Frage der Urkundenfälschungen des Bergerklosters“. Eine wunderbare Übersicht über das „Altenburger Urkundenbuch“ verfaßte Rudolf Gerlach 1955 in seiner Rezension für das Dezemberheft des Altenburger Kulturspiegels. Patzes handschriftlich im hiesigen Staatsarchiv vorliegender Band 2 des „Altenburger Urkundenbuches“ 1438 – 1507 harrt noch der posthumen Veröffentlichung, eine nicht nur wünschenswerte, sondern im Interesse der Heimatgeschichte erforderliche Sache, derer sich die entsprechenden Stellen annehmen sollten. Die Habilitationsschrift Patzes „Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen“ wurde 1962 veröffentlicht in den „Mitteldeutschen Forschungen“ Band 22. Seine Pegauer Heimat bedachte er 1963 mit der Abhandlung „Die Pegauer Annalen, die Königserhebung Wratislavs von Böhmen und die Anfänge der Stadt Pegau.“ 1965 erschien in der genannten Reihe als Band 32 die „Bibliographie zur thüringischen Geschichte“, 1967 im Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Band 15 der Beitrag „Zur Geschichte der Landesarchive Altenburg und Gotha“, 1968 der Band Thüringen des „Handbuches der Historischen Stätten Deutschlands“ (Band 9). Gemeinsam mit Prof. Dr. Walter Schlesinger brachte Patze von 1967 bis 1984 die 9 Bände „Geschichte Thüringens“ heraus. Für unser Altenburger Land ist zuletzt noch das 1976 erschienene Werk Hans Patzes „Rechtsquellen der Städte des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Altenburg“ relevant, es kam ebenfalls in der Reihe „Mitteldeutsche Forschungen“ heraus (Band 79).

Wer mehr über Patze erfahren möchte, dem empfiehlt der Autor das Werk: „Wiprecht – Beiträge zur Geschichte des Osterlandes im Hochmittelalter“, herausgegeben vom Heimatverein des Bornaer Landes 1998 und erschienen im Sax-Verlag Beucha. Es enthält u.a. auch ein umfangreiches Schriftenverzeichnis des Historikers.

Abbildung: Hans Patze, Repro
Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (Oktober 2017)

Walter Rabold
1903-1984
Dem Heimatforscher, Bodendenkmalpfleger und Naturschützer Walter Rabold, dessen Name seit 1991 auch eine Straße in seiner Heimatstadt trägt, widmete der Gößnitzer Heimatverein 2013 eine Sonderausstellung aus Anlaß des 110. Geburtstages. Generationen von Gößnitzer Schülern werden sich noch an ihren Biologielehrer erinnern. So soll auch in diesem Rahmen an Walter Rabold erinnert werden.

Walter Rabold wurde am 5. August 1903 als Sohn des Steinbildhauers Emil Rabold in Langenwetzdorf bei Greiz geboren. Er war der älteste von drei Söhnen einer gutbürgerlichen Familie. Nach dem Besuch der Volksschule ging Walter Rabold, dem Wunsch des Vaters entsprechend, an das Lehrerseminar nach Schleiz. 1924 trat er den Schuldienst als Lehramtsanwärter in Rudolstadt an. Seit 1925 war er dann in unserem Heimatkreis aktiv: Bis 1932 arbeitete er an der Schmöllner Volksschule, dann wurde er nach Gößnitz versetzt, wo er als Biologielehrer tätig war und bis an sein Lebensende auch wohnte.
Vom Januar 1935 bis August 1939 gab Walter Rabold das Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung und Heimatpflege „Volkstum und Heimat“ als Beilage zum Gößnitzer Tageblatt heraus. Hier kamen seine ersten heimatgeschichtlichen Forschungsergebnisse zum Abdruck. Eine schöne Abhandlung über die „Siedlungsgeschichtliche Entwicklung der Stadt Gößnitz“ schrieb er 1938 für die „Altenburger Heimat-Blätter“.

Während einer Exkursion der Altenburger Naturforschenden Gesellschaft 1937 lernte er seine spätere Frau Marianne, geb. Frühauf aus Elsterberg im Vogtland kennen, 1939 war Hochzeit und 1941 wurde die Tochter Heidi geboren. Nach dem Krieg beteiligte sich Walter Rabold aktiv am Wiederaufbau in unserem Teil Deutschlands, 1946 gründete er die Gößnitzer Volkshochschule und 1947 war er Mitbegründer des Kulturbundes in Gößnitz. Bis zu seinem Wiedereinsatz als Lehrer 1950 arbeitete Walter Rabold als Dreher und später im Gößnitzer Archiv.

Im Kulturbund und der URANIA hielt er Lichtbildervorträge zu den Themen seiner Forschungen; diese reichten von der Beschäftigung mit sorbischen Ortsnamen, Bräuchen und Sagen unserer Heimat, Wüstungen, die Erforschung vorgeschichtlicher Siedlungen bis hin zu Beiträgen über die historische Ortsstruktur von Gößnitz. Er veranstaltete natur- und heimatkundliche Wanderungen, organisierte Ausstellungen und schrieb heimatgeschichtliche wie auch naturkundliche Beiträge in verschiedenen Zeitschriften. Zu letzterem seien die „Heimatkalender der Kreise Altenburg und Schmölln“ der Jahrgänge 1958, 1960 und 1962 genannt, zudem gibt es eine Anzahl von Artikeln in den damals bekannten und beliebten „Kulturspiegeln“. Im Buch „Ein historischer Überblick – Beiträge zur Heimatkunde des Kreises Schmölln“ 1957 sind folgende Beiträge von Walter Rabold: Vor- und Frühgeschichte unseres Kreises, Die frühdeutsche Zeit, Drangsale und Leiden unserer Heimat im Siebenjährigen Krieg. Seiner Tätigkeit als Leiter der Arbeitsgemeinschaft „Junge Naturschutzhelfer“ verdanken wir den Naturlehrpfad „Gößnitz-Süd“ im Pleißental. Auf seine Initiative ist die Bestätigung der Flächennaturdenkmale „Roter Berg“ bei Zehma, „Nörditzer Heide“, „Nörditzer Schlucht“ und „Erlensumpfmoor“ bei Gößnitz sowie des Naturschutzgebietes „Brandrübeler Moor“ durch den seinerzeitigen Rat des Kreises erfolgt. Walter Rabold wirkte verantwortungsvoll als Kreispilzberater und war als passionierter Pflanzen- und Tierkenner weit über die damaligen Kreisgrenzen hinaus bekannt und gefragt. Seine bodendenkmalpflegerischen Sammlungen sind heute Bestandteil der Sammlungen des Museum Burg Posterstein, sie bestehen in vor- und frühgeschichtlichen Bodenfunden, Berichten, Zeichnungen und Grabungstagebüchern.

Bei allem Zeitaufwand fur Beruf und Berufung fand Walter Rabold noch Zeit für ein harmonisches Familienleben und bezog seine Frau in die Forschungstätigkeit ein. Zu den vielen Neigungen gehörte auch das Verfassen von Gedichten zu Familienjubiläen, über Ereignisse des täglichen Lebens oder Personen aus dem Freundeskreis. Nachgewiesen sind übrigens auch Dichtungen seinerseits in Altenburger Mundart. Zu seinem 80. Geburtstag 1983, gleichsam als Leitmotiv für sein erfülltes Leben, verfaßte er folgende Zeilen: „Entdecken, forschen, Neues finden, / Unbekanntes zu ergründen, / wissenschaftlicher Gewinn / gab dem Alltag rechten Sinn.“ Nach wenigen Wochen Krankenlager verstarb Walter Rabold am 20. Dezember 1984.

Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (Mai 2017)

Dr. Christian Friedrich
Heinrich Sachse
1785-1860
Christian Friedrich Heinrich Sachse wurde am 2. Juli 1785 in Eisenberg geboren, sein Vater war dort Kantor und Tertius (Angehöriger der Leitung einer höheren Schule) am Lyceum. Zunächst vom Vater selbst unterrichtet ging Sachse ab 1799 auf das Gymnasium. Sachse studierte von 1804 bis 1807 Theologie an der Jenaer Universität, 1807 besteht er sein Kandidaten-Examen in Altenburg und wird daraufhin zunächst Hauslehrer auf dem Rittergut Kleinlauchstädt bei Merseburg. In Merseburg tritt er 1809 der dortigen Freimaurerloge bei, 1823 dann auch der Altenburger. 1812 wird Sachse Diakon in Meuselwitz, 1823 heiratet er, von seinen 9 Kindern überlebte ihn nur eines. Nach bestandener Gastpredigt wird Sachse 1823 Hofprediger in der Altenburger Schloßkirche, welche Funktion er 37 Jahre lang inne hat. 1831 ist Sachse Consistorial-Assessor (Kirchenrat-Beisitzer), 1833 Consistorialrat, 1841 erhält er die Doktorwürde durch die theologische Fakultät der Jenaer Universität. 1852 wird Dr. Sachse das Ritterkreuz des Ernestinischen Hausordens und der Hannoversche Guelphenorden (von Welfen, Auszeichnung im Königreich Hannover bis 1866) verliehen. Am 9. Oktober 1860, nachdem er krankheitshalber in den Ruhestand gegangen war, stirbt Sachse in Altenburg, die Großfürstin Alexandra von Rußland, eine geborenen Prinzessin von Sachsen-Altenburg, stiftete ein weißes Marmorkreuz für seine Grabstätte auf dem hiesigen Friedhof. Ob es die Grabstätte von Dr. Sachse allerdings noch gibt, vermag der Autor leider nicht zu sagen.

Erste größere poetische Sachen schrieb Sachse anläßlich des 300jährigen Jubiläums der Reformation, im Verein mit Diakonus Mörlin veröffentlichte er 1817 eine Sammlung von Gedichten unter dem Titel „Jubellieder auf das Reformationsfest“. 1822 erscheint von ihm eine „Sammlung christlicher Gesänge zum Gebrauch bei Beerdigungen und bei der Todtenfeier“. Eine kleine Auflage von 21 Predigten als „Predigten, gehalten in der Herzoglichen Schloßkirche zu Altenburg, Eine Gabe für Freunde, die sie gewünscht“ erfolgt 1842. Sieben Lieder schrieb Sachse auch für das Altenburgische Landesgesangbuch, so z.B. Nr. 170 und 543. Seine weltlichen Lieder und Gedichte wurden allerdings erst nach seinem Tode veröffentlicht, 1861.

Christian Friedrich Heinrich Sachse war nach zeitgenössischen Einschätzungen ein „tüchtiger Geschichtsforscher“ und „vorzüglicher Kenner der Reformations- und Kirchengeschichte Sachsens“. 1826 schrieb er, allerdings noch anonym, über „Die Fürstenhäuser Sachsen-Altenburg. Ein historischer Abriß, mit Rücksicht auf die Altenburgische Landesgeschichte überhaupt“. Das Buch erschien anläßlich der ernestinischen Erbteilung und Neugründung des Hauses Sachsen-Altenburg im Jahr 1826. Von 1834 bis 1854 redigierte er den „Herzogl. Sachsen-Altenburgischen vaterländischen Geschichts- und Hauskalender“.
 
Sachse`s bedeutendstes heimatgeschichtliches Werk besteht in der Herausgabe der zweibändigen „Kirchen-Galerie des Herzogthums Sachsen-Altenburg“, noch heute eines der wohl meist verwendeten und zitierten Quellen, Einstiegsliteratur für jeden heutigen Heimatgeschichtsforscher. Die wichtigste Voraussetzung für dieses Werk hat Sachse in seiner Funktion als Kirchenrat in Altenburg selbst mit geschaffen: Das Konsistorium erließ unter dem 16. Mai 1838 ein Regulativ zur Führung von Ortschroniken durch die Geistlichen im Herzogtum. Sachse hatte nicht nur die Redaktion der Kirchengalerie unter sich, er schrieb auch einige wichtige Artikel für das Werk: die kirchlich-statistische Übersicht des Herzogtums Sachsen-Altenburg, den Absatz mit den Biografien der Altenburger Genearlsuperimtendenten, die Artikel zu den Städten Meuselwitz und Schmölln. Die Bände der „Kirchen-Galerie“, genauer Titel: „Die Ephorien Altenburg und Ronneburg als erste Abteilung der Kirchen-Galerie…“ und „Die Ephorien Eisenberg, Kahla und Roda als zweite Abteilung …“, sind „ein vorzügliches Werk, das Zeugnis von seiner (also Sachse`s) gründlichen Kenntnis der Geschichte unseres Landes ablegt.“ Übrigens gab es nicht nur den Altenburger Band als Reprint, beide Bände sind durch die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek digitalisiert, siehe unter wikisource Sachsens Kirchen-Galerie.

Abbildung: Repro eines historischen Fotos vom Hofprediger Dr. Sachse

Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (November 2017)

Dr. Hans Schobert
1883-1938
Hans Schobert wurde am 24. Oktober 1883 in Gößnitz geboren, er ist der Sohn des damaligen Gößnitzer Postmeisters. Seine Reifeprüfung bestand er 1904 auf dem Leipziger König Albert-Gymnasium. Danach ging er zunächst nach Bonn, um sein Theologie- und Philosophie-Studium zu beginnen, welches er in Leipzig fortsetzte und 1910 dort abschloss. Seine theologischen Prüfungen bestand Hans Schobert 1911 und 1912 in Leipzig und Altenburg. Im August 1913 heiratete er und trat im Oktober d. J. die Stelle als Pastor in Schmölln an, 1917 wurde er Pfarrer in Flemmingen. Er blieb im Altenburger Land bis 1928, wo er von Flemmingen aus ins Sächsische ging, wahrscheinlich nach Leipzig, wo sich für den Autoren die Spuren verlieren. Lediglich das Sterbejahr – 1938 – konnte der Autor über das Pfarrerbuch Sachsen online erfahren.

Sein Interesse für die Geschichte führte zu entsprechenden Studien, welche er 1923 mit einer Dissertation über „Die innerkirchlichen Zustände Spaniens am Anfang des 4. Jahrhunderts nach den Canones der Synode von Elvira dargestellt, erläutert und beurteilt“ an der Hohen theologischen Fakultät Leipzig abschloss. Danach erfüllte er sich den langgehegten Wunsch, sich mit Archivalien zur Geschichte der engeren Heimat Altenburg zu beschäftigen. Seine Forschungen in den Staatsarchiven Altenburg, Dresden und Weimar gipfelten in einer Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Hohen philosophischen Fakultät der Universität Leipzig. Die 1925 von Hans Schobert vorgelegte Arbeit wurde leider nie gedruckt, ist nur als maschinenschriftliches Exemplar überliefert und wohl auch deshalb von der jüngeren Geschichtsforschung zu Unrecht viel zu wenig beachtet. Das Thema der Dissertation lautet: „Das kursächsische Amt Altenburg nach einem Erbbuch von 1548 und den Amtsrechnungen von 1537 – 46“.

Zunächst möchte der Autor auf den Inhalt des 137seitigen Werkes eingehen: In der Einleitung beschreibt Schober seine verwendeten Quellen, als das Amtserbbuch und die Amtsrechnungen, dann die räumliche Ausdehnung des Altenburger Amtes in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Der folgende erste Teil beschäftigt sich mit dem Verwaltungspersonal – Amtmann, Schosser, Schreiber, Landsknechte, Hofmeister, Geleitseinnehmer und Förster,  dem amtlichen Rechnungswesen sowie den Einnahmen und Ausgaben des Amtes, z.B. aus dem Geleit, dem Eigenbesitz wie Forst, Teiche und Vorwerke, dem Gerichtsbetrieb, der Lehnware, dem Geschoss und den Zinsen sowie bei den Ausgaben u.a. dem Haushalt auf dem Schloss. Der zweite Teil der Arbeit beinhaltet Probleme der Amtsverfassung: 1) die Grund- und Lehnsherrschaften im Amt (geistlich, ritterlich, amtlich) und deren Verteilung in den einzelnen Orten, 2) die grund- und lehnsherrlichen Rechte wie Lehnware, Zinsen und Frondienste, 3) die gerichtsherrlichen Rechte als Ober- und Erbgerichtbarkeit in Dorf und Flur und die Organisation des ländlichen Gerichtswesens, wie z.B. das Dorfrichteramt und der Dingstuhl, 4) die landesherrlichen Rechte wie Steuer und militärisches Aufgebot und 5) die ländliche Kirchenorganisation, dabei die Parochialverfassung und das Einkommen der Pfarrer. Als eine der wichtigen Quellen wurde die Arbeit Schoberts von der Historikerin Brigitte Streich für ihr Buch „Das Amt Altenburg im 15. Jahrhundert“ (2000) verwendet, wobei ihr bei der Quellenangabe mehrfach falsche Jahreszahlen für das Amtserbbuch 1548 unterkommen (1542, 1545 und 1547) und auch das Erscheinungsjahr der Schobertschen Arbeit ist mit 1935 leider falsch datiert.

Das Amt Altenburg in seiner räumlichen Ausdehnung kann man im weitesten Sinne auf den slawischen Gau Plisni zurückführen und mit dem späteren Bezirk um den Burgward Altenburg umreissen. Die Orte des Pleissengaus finden wir im Zehntverzeichnis des Klosters Bosau aus dem 12. Jahrhundert und die Orte um die Altenburger Burg in der Altenburger Ersterwähnungsurkunde von 976. In der Mitte des 14. Jahrhunderts kann man schon vom Amt Altenburg sprechen. Das wettinische Amt löste die Burgvogtei ab, geregelt wurde alles durch die Landesordnungen. Innerhalb des Amtes als Verwaltungseinheit werden durch die Beamten Gesetzlichkeiten mit Gerichtsbarkeit durchgesetzt, so hatte das Altenburger Amt z.B. die Obergerichtsbarkeit über 189 Orte. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts ist das Amt Altenburg in drei sog. Reiten unterteilt, zurückzuführen auf die berittenen Landsknechte, von denen jeder eine bestimmte Anzahl Dörfer in amtlichen Angelegenheiten, wie z.B. Eintreiben der Steuer, zu bereiten hatte. Die jahrhundertelange Tradition dieser drei Reiten führte u.a. auch dazu, dass die Bewohner in den Dörfern der einzelnen Reiten nacheinander Kirmes feierten, so dass per Gesetz im 19. Jahrhundert die daraus resultierende dreiwöchige Kirmes auf eine Woche reduziert werden mußte. Die Beamten – Amtmann, Amtsschreiber, Amtsschösser usw. – wurden bereits genannt, der wohl bekannteste unter den einstigen Altenburger Amtmännern ist im Jahre 1445 Kunz von Kauffungen, welcher dann Jahre später durch den Altenburger Prinzenraub berühmt-berüchtigt wurde.

Dass es ein Amtserbbuch in jener Form gibt, wie es überliefert ist und von Hans Schobert ausgewertet werden konnte, ist eigentlich ein Resultat der Reformation. Wie kann der Autor zu dieser Behauptung kommen? Auftraggeber des Erbbuches war Kurfürst Moritz von Sachsen, seine Truppen hatten 1547 im Verlauf des Schmalkaldischen Krieges Altenburg besetzt und er behielt das Amt Altenburg bis zum Abschluß des Naumburger Vertrages 1554. Durch die Niederlage des Schmalkaldischen Bundes gegen den katholischen Kaiser Karl V. in der Schlacht bei Mühlberg1547, die Gefangennahme des ernestinischen Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen und den Wittenberger Vertrag wurden die Machtverhältnisse in Mitteldeutschland neu geordnet. Der auf Seiten des Kaisers gegen die Reformation kämpfende albertinische Herzog Moritz, Neffe des gefangenen Ernestiners, wurde neuer Kurfürst von Sachsen und erhielt damit auch Altenburg. Im Zuge seiner Staatsreform ließ er noch 1547 beginnen, Amtserbbücher nach einheitlichen Plänen anzulegen – „eine umfassende Verzeichnung allen liegenden Gutes des Landesherrn und aller landesfürstlichen Gerechtsame“. Die Amtserbbücher geben „Aufschluß über die ländlichen Ortschaften, Größe und Grenzen der Fluren, Hufenzahl, Gerichtsbarkeit, die Ansässigen mit Namen und Besitz, die Gefälle und Dienste, die Güter und ihre Bewirtschaftung, die Städte, Ritterdienste und Pfarreien.“ Heimatgeschichtlich wichtige und interessante Fakten aus den seinerzeit angefertigten 38 von insgesamt 53 Amtserbbüchern sind von sächsischer Seite aus heute online unter Repertorium Saxonicum abrufbar, das unser Altenburger Land betreffende Amtserbbuch fand dabei jedoch keine Berücksichtigung. Insofern sind die Altenburger Heimatforscher auf Arbeiten, wie jene von Hans Schobert angewiesen, oder machen sich auf den Weg ins Sächsische Hauptstaatsarchiv nach Dresden.

Der Historiker Andre Thieme, welcher übrigens 2001 das Buch „Die Burggrafschaft Altenburg – Studien zu Amt und Herrschaft im Übergang vom hohen zum späten Mittelalter“ veröffentlichte und schon mehrfach in Altenburg mit interessanten Vorträgen präsent war, schrieb im Rahmen des sächsischen Digitalisierungsprogramms über die Bedeutung der Amtserbbücher: „Nichts weniger als die (vor allem) ländliche Welt des Kurfürstentums ersteht in ihrer Komplexität und Differenziertheit, in ihren herrschaftlichen, sozialen, verfassungsrechtlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten. Durch ihre Tiefe, ihre Schärfe und ihre räumlich ausgreifende Umfänglichkeit erweisen sich die Amtserbbücher als eine zentrale Quelle ihrer Zeit, als Schlüssel zur Beantwortung vielfältigster Fragen. In bemerkenswerter Weise stehen diese Amtserbbücher zeitlich, inhaltlich und formal als Mittler zwischen Mittelalter und Neuzeit und illustrieren damit einmal mehr einen entscheidenden weltgeschichtlichen Prozeß in seiner regionalen Ausprägung.“ Davon ausgehend und in Verbindung mit der Auswertung der Amtsrechnungen jener Zeit hat der seinerzeitige Pfarrer in Flemmingen, Hans Schobert, mit seiner Doktorarbeit schon 1925 einen Meilenstein der Altenburger Heimatgeschichtsforschung gesetzt.

Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (Mai 2017)

Friedrich Wagner
1792-1859
August Friedrich Karl Wagner wurde am 9. Dezember 1792 als Sohn des Herzoglichen Obersteuerrates Friedrich Wagner in Altenburg geboren. Am hiesigen Friedrichsgymnasium absolvierte er seine schulische Laufbahn, um anschließend ab 1813 in Jena und Leipzig, nach anderen Quellen auch in Heidelberg zu studieren. Nach dem Studium trat Friedrich Wagner 1816  als Akzessist (Anwärter für den Verwaltungsdienst) seinen Dienst in der Altenburger Obersteuerkanzlei an. 1818 wurde er bereits Obersteuerrevisor. Seine Heirat war 1822. 1838 wurde Wagner Regierungsrat im Obersteuerkollegium und 1855 Geheimer Regierungs- und Finanzrat im Finanzkollegium des Herzogtums Sachsen-Altenburg. Am 4. März 1859 starb er hier in Altenburg. Soweit zunächst die kurzgefassten biographischen Daten.

1817 ist der vielseitig interessierte Friedrich Wagner Mitbegründer der Naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes, für welche er Artikel in den „Mitteilungen aus dem Osterlande“ verfasste. Von 1837 bis 1838 ist er Direktor der Pomologischen Gesellschaft, 1839 bis 1840 Erster Vorsteher des Altenburger Kunst- und Handwerksvereins. Zudem ist er Mitglied der Altenburger literarischen Gesellschaft.

Was die Heimatgeschichte betrifft, wird 1827 sein erstes Buch veröffentlicht: „Chronik der Herzogl. Residenz- und Hauptstadt Altenburg vom Jahre 1801 bis zum Jahre 1825, nach amtlichen Nachrichten bearbeitet.“ Es ist der erste Teil, welcher die Ereignisse bis zum Jahre 1813 umfasst und damit eine der wichtigsten gedruckten Quellen, wenn es um die Zeit der Napoleonischen Besetzung und der Befreiungskriege geht. Der zweite Teil, umfassend die Jahre 1814 bis 1820, wird im 4. Heft des 10. Bandes der „Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft“ (1895) abgedruckt, deren Stiftungsmitglied Wagner im Jahre 1838 ist und in welcher er leitende Funktionen inne hatte. In den Jahrgängen 1834 bis 1841 des Herzoglich Sachsen-Altenburgischen Hauskalenders erscheinen insgesamt 6 Teile einer „Übersicht über das Herzogtum Altenburg“, verfasst von Friedrich Wagner. Zwischen 1840 und 1859 hält Wagner 160 kleinere und größere Vorträge auf den Veranstaltungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft, in deren Mitteilungsheften kommen 34 heimatgeschichtliche Themen bearbeitende Artikel aus seiner Feder zum Abdruck.

Sein Hauptwerk sind und bleiben die „Collectanea zur Geschichte des Herzogtums Altenburg“, welche sich heute, restauriert Dank freundlicher Unterstützung der EWA zur Nutzung im hiesigen Staatsarchiv Altenburg befinden. Für die 30 Bände (2 wurden erst nach seinem Tode zusammengestellt), welche vor allem Abschriften und Regesten von Urkunden enthalten, besuchte Wagner eine große Anzahl hiesiger und auswärtiger Archive: das Archiv der Herzoglichen Landesregierung, der Herzoglichen Kammer, das Herzogliche Geheime Archiv, das Altenburger Ratsarchiv, das Schmöllner Pfarrarchiv, Rats- und andere Archive in Schmölln, Orlamünde, Eisenberg, Kahla, Stadtroda und Ronneburg, das von der Gabelentzsche Hausarchiv, das Hauptstaatsarchiv in Dresden und das Archiv des Hochstiftes Merseburg. Auch wenn die Forschung durch die Nutzung weiterer Archive fortgeschritten ist, bleiben die Collektaneen ein „unentbehrliches Hilfsmittel der Altenburger Stadt- und Landesgeschichte, das den Weg zu den Quellen selbst nicht überflüssig macht, wohl aber ebnet“, mithin „eine reiche Fundgrube für die Osterländische Geschichtsforschung.“ Der frühere Archivdirektor Dr. Burkhardt in Weimar hat zur besseren Nutzbarkeit der Collectaneen ein ausführliches alphabetisches Namensregister angefertigt. Mehr Informationen über Wagner und seine Collectaneen findet man in der „Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg“ aus dem Jahre 1938. Einen Nachruf auf Friedrich Wagner gab es bereits im Band 5 der „Mitteilungen“ 1859 und unter der Überschrift „Lebensbilder Altenburger Landsleute“ findet sich 50 Jahre später in der Sonntagsbeilage der Altenburger Zeitung: „Am häuslichen Herd“ des Jahrgangs 1909 auf Seite 39 ein solches vom osterländischen Geschichtsforscher Friedrich Wagner.

Abbildung: Repro eines Gemäldes von Friedrich Wagner, Quelle: GAGO

Quellennachweis beim Autor.
 Andreas Klöppel (Oktober 2017)

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